Gratistierschutz! Die Erregung ist groß! Wie kann man nur. Wer tut sowas. Die sollte man doch alle, mindestens, eher schlimmer! Frevel, pervers, Sauerei – wie gesagt, die Erregung ist groß. Und wenn hierzulande die Erregung so groß ist, kann es nur um Autos gehen. Oder um Hunde. Was sonst. Aber immerhin.

In der Tat kann einem nur hundeelend werden beim Anblick von TV-Beiträgen und Presseartikeln zum Thema Be-, besser, Misshandlung von Hunden durch Menschen. Im günstigsten Falle werden Tiere, die nicht dem Wunschdenken ihrer Menschen entsprechen, ausgesondert und aus dem Haus gejagt. Haut ab und seht zu. Straßenhunde. Richtig ist, dass sie eingefangen werden und in Auffangstationen kommen, auf der Straße sind sie ein Risiko für sich und andere. Diese Stationen kosten Geld, viel Geld. Um den Ungezügelten ‚Wildwuchs‘ in den Griff zu bekommen, gibt es Massensterilisationen – eine gute Maßnahme. Die Geld kostet. In Ländern hoher Arbeitslosigkeit ist schwer zu vermitteln, wenn Tiere durchgefüttert werden, Menschen aber oft Hunger leiden. So ist es nicht verwunderlich, dass Streuner nach einer gewissen ‚Aufbewahrungszeit‘ getötet werden – weil anders Stationen nicht finanzierbar sind, andererseits völlig überlaufen würden. Wer zerschlägt diesen Gordischen Knoten?

Es gibt Organisationen und – vor allem – private Initiativen, die versuchen, möglichst viele Hunde aus den Stationen nach Deutschland zu vermitteln, um ihnen ein schönes (Rest-)Hundeleben zu verschaffen, meist auch zum Nutzen der neuen Frauchen, Herrchen oder Aufnahmefamilien. Wie könnte es auch anders sein: das kostet Geld. Dieses Geld strecken die Initiativen aus der Privatschatulle vor. Dieses Geld deckt Kosten für Tierarzt, Heimtierpass, Kosten der Auffangstation (Futter, Personal) oder in der eigenen Station. Dazu kommen täglich Stunden am Computer, Fotos ins Internet stellen, auf verschiedenen Plattformen die Hunde anbieten, Email schreiben und beantworten, Buchführung, Transportvorbereitungen, Hundeboxen besorgen und und und. Viele Stunden. Täglich. Unermüdlich. Als kleiner Tropfen auf einem riesigen heißen Stein.

Erstaunlicher Weise ist vielen, die gerne ein Haustier haben möchten und natürlich selbst Tierfreunde sind – na klar – und Tiere retten möchten, weil sie diese doch so lieben, ein Hund oft zu teuer. Ich spreche jetzt nicht von 1.000,00 € für einen Rassehund aus einheimischer Zucht. Ich spreche hier von einer Vermittlungsgebühr, die alles enthält, was einen Absatz weiter oben beschrieben wurde. Ich spreche von einer Vermittlungsgebühr, die kaum ein FÜNFTEL davon beträgt und im Bereich eines leidlich guten MP3-Players liegt oder von vier bis fünf Stangen Zigaretten. Das aber ist einigen ‚Tierfreunden‘ kein Hinderungsgrund:

Sie interessieren sich für einen Hund, phantasieren sich durch die Selbstauskunft und erscheinen dann auch am Flughafen, um ihren auserwählten Liebling in Empfang zu nehmen. Der Vertrag ist schnell unterzeichnet. Das Geld…

… da war doch was?

Oh, ja. Ich habe jetzt gar kein Geld dabei. Mir ist etwas unendlich Wichtiges dazwischen gekommen. Ich überweise gleich morgen, besser, wir vereinbaren besser eine Ratenzahlung, die kann dann auch sofort zum Ersten des nächsten Monat beginnen. Nur drei bis vier Raten. Ganz bestimmt.

Ein Witz? Mitnichten. Traurige Realität, erlittener Alltag einer privaten Hundehilfe. Strafe für die Lebensaufgabe Tierschutz. Wissend, dass ein Hund – ist er erst einmal am Flughafen in Deutschland – nicht einfach mal zurück gebracht werden kann, wird eine private Notlage vorgespielt, um sich mit nicht unerheblicher krimineller Energie ein Haustier zu erschleichen. Denn wer denkt, dass notgedrungen gewährte Ratenzahlungen eingehalten werden, der irrt gewaltig. Wer denkt, dass auf eine Mahnung Zerknirschung folgt, irrt ebenso. Geldgeilheit lautet der entrüstete Vorwurf. Geldgeilheit und Profitstreben. Allen Ernstes. Keine noch so perverse Phantasie kann sich solch Verhalten ausdenken. Und so reisen ‚gerettete‘ Tiere von Regen in die Traufe. Weil es Menschen gibt, denen ein Lebewesen, privates Engagement einer Tierschutzinitiative und das Engagement von Helfern, Flugpaten und Pflegestellen einen feuchten Dreck wert sind, wenn es darum geht, höchst egoistische Bedürfnisse ohne Rücksicht auf Verluste um jeden
Preis durchzusetzen.

Noch Fragen, Hauser?

Nachtrag 12-2012, wenn auch nicht von Hauser: Leider ist es zu oft auch so, dass kostenlos aus Tierheimen ‚befreite‘ Hunde oder gegen geringes Entgelt erlöste zu geringen kosten zum ‚Endabnehmer‘ verbracht werden, so dass selbst bei Beträgen um 200,00 € noch ordentlich Rendite abfällt, die überall angelegt wird, nur leider nicht im Tierschutz. Hundevermittlung kann bei höheren ‚Margen‘ durchaus ‚Big Business‘ werden. Namhafte Tierschützer nennen Hundehandel gerne in einem Atemzug mit Menschen-, Drogen- und Waffenhandel. Mit vergleichbaren Folgen für die, die in diesem Bereich investigativ tätig sind!

© Michael Marx – 11/2010

Creative Commons Lizenzvertrag
Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz

Letzte Beiträge

Neugestaltung der Webseite
17. Juni 2018
Leviten zum Lesen
11. März 2016
Demo gegen Rasselisten
3. März 2016

Archiv