Ein Koch kam in die Küche und stahl dem Hund ein Ei. Doch Herrchen braucht Ersatz, dem Hund ist einerlei… Silidog, Silicat, Silikon gefällig?
Vorurteile muss man abbauen. Die Mauer am geistigen Horizont einreißen, auch mal über den Tellerrand spucken. Aber ich gebe zu, es gibt Vorurteile, die sind pflegenswert. Heimlich geliebt und gern beschmunzelt, erheitern sie den kleinen Teufel in mir. Die Palette reicht von der Gehirngröße der Porschefahrer, über Finanzbeamte mit Schlafstörungen bis hin zu „Titanic“-Guckern. Nicht zu verwechseln mit „Titanic“-Lesern. Ich grinse diebisch in mich rein, wenn ein tiefer gelegter BMW beim Einparken über den Großstadtbordstein schrammt, Langzeitstudenten die Bartstoppeln ergrauen und gepimpten Blondinenbusen das Sillikonkissen aus den Ohren quillt.
Apropos Silikon, schon seit Längerem gibt es einen Favoriten auf meiner inneren Liste: Hunde als Statussymbol. Hotelerbinnen umgeben sich gern mit beinlosen Modellen, die aufgrund dieses Handicaps in Taschen Leben müssen. Wer bei den oberen Zehntausend was zu sagen hat, rasiert seinem Königspudel den Hintern kahl oder lässt den Windhund halb verhungert hinter einem Kaninchenfell herjagen und Menschen, denen besonders viel Testosteron anvertraut wurde, haben oftmals Schwierigkeiten im Umgang damit. Infolge dessen schafft man(n) sich einen sogenannten Kampfhund an. Wegen der großen … Zähne. Klar. Über die soziale und ethnische Zugehörigkeit dieser Hundehalter schreibe ich an dieser Stelle nichts, das bleibt mein kleiner, schmutziger Gedanke.
Erfahrungsgemäß weiß ein Kampfhund meistens nicht, dass er ein solcher ist und wäre heimlich lieber ein Kaninchen, aber dazu später mehr. Ich sprach ja über Silikon, jenes Polymer, dass schon Blondinen groß und Fliesenfugen dicht aussehen ließen. Da die Aufklärung zum Thema Kastration des Rüden inzwischen auch die Halter von Tyson, Rocky und Bronco erreicht hat, wird diese Operation zunehmend gewünscht. Aber nicht einfach so: Der medizinische Fortschritt erlaubt es inzwischen, dem Tierchen Silikon in die leeren und hohlen Hodensäcke zu nähen. Damit die Nachbarn nicht tuscheln. Bronco ohne Bömmeln käme auch in der Gang nicht mehr gut an, müsste Witze über sich ergehen lassen, würde von den flotten Mischlingsbitches gemobbt und gedisst. Welche Scham muss da erst der Hundehalter empfinden. So geht’s ja nicht. Silikon eirund gibt es in den Größen 1-8, natürlich bestellen alle 8. Auch wenn der Mix vom Polenmarkt bei 30 cm Schulterhöhe aufhörte zu wachsen. Egal, was nicht passt, wird passend gemacht.
Man will sich ja nicht mit Vorurteilen auseinandersetzen. Haben doch immer alle. Heimlich bestelle ich Größe 2, male mit Edding die 8 nach und hoffe, dass das Hündchen den Hintern ob des Gewichtes wieder hoch kriegt. Von Silidog, Silicat, Silikon.
© Chrissy – 01/2011
Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International Lizenz