Es geht auch anders im Tierschutz ohne Gänsefüßchen auch als Urlaubshilfen: Touristik kann Tierschutz unterstützen, wenn Touristen, Touristik, Politik und Anwohner es nur wollen. Preiswert und gut. Und das geht so:
Nicht nur Einwohner, viel stärker sind in vielen Urlaubsorten Touristen von einer Unzahl an Streunern genervt: Hunde- und Katzenhaare in Bier und Süppchen, bettelnde Streuner an unbehosten Urlauberbeinen, ein Heulen und Miauen, wenn die Erholungssuchenden gegen die Klimaanlage anschlafen, all das nervt schon mal ganz mächtig. Und das durchaus verständlich.
Das vorbildliche Beispiel eines pragmatisch und erfolgreich durchgeführten Programms gegen – in diesem Falle – überbordende Überpopulation von Katzen berichtete unsere Schriftführerin Christina Ambach von der Ferieninsel Lesbos:
In der Ferienzeit werden alle Zimmerpreise pro Tag und alle Gerichte in den Restaurants im Preis um 0,50 – 1,00 € erhöht. Das so gesammelte Geld wird am Saisonende dazu genutzt, Tierärzte auf die Insel zu bringen, die die Katzen einfangen, kontrollieren, bei Bedarf chipen, registrieren, behandeln, impfen und kastrieren. Die Urlauber werden über diese Maßnahme natürlich umfassend informiert – das Verständnis ist groß.
So sinkt die Population von Jahr zu Jahr ganz natürlich und alle sind zufrieden. Übervolle Tierheime sind nicht nötig, die Tiere sind meist gesund, von Tötungen kann abgesehen werden und eine gute Image-Werbung ist es obendrein.
Das ginge in allen Urlaubsregionen, wenn man nur wollte. Das funktioniert auch nur, weil regionale Politiker, die fest im Tagesgeschehen ‚ihrer‘ Region verankert sind und sozusagen in und mit der Basis, mit ihren Wählern leben, die Probleme vor Ort sehen und täglich erleben. Wenn es kein eigenes Geld kostet, werden sich Anwohner in der Regel solchen Maßnahmen gegenüber nicht verschließen, es ist eine klassische ‚Win-Win-Situation‘.
Das Problem ist sicherlich, Gemeinde für Gemeinde für ein solches Programm zu begeistern, die regionalen Unternehmer ‚ins Boot‘ zu holen (Hotellerie, Gastronomie, Fremdenverkehr) und ihnen und der Bevölkerung die Vorteile für den Tourismus und die Nachhaltigkeit verständlich zu machen.
Schwierig wird es da, wo Reiseveranstalter dank ‚Geiz ist geil‘ die Preise so tief in den Keller gedrückt haben, dass kaum ein Cent pro Zimmer verdient werden kann, was gerne schon zu Lasten von Zimmerqualität, Sauberkeit und Service, also zu Lasten des Urlaubers geht. Hier ist wieder die Politik gefragt, die eine Abgabe zum Tier- und Menschenschutz notfalls verordnen müsste.
Und dann wäre da noch etwas: ich höre schon einen Aufschrei der Entrüstung durch Foren und Netzwerke rauschen über Vernichtung von Arbeitsplätzen, über ein drohendes Vereinssterben, über die Unmöglichkeit solcher Vorhaben aus den vor entsetzen weit geöffneten Mündern der Vereine, Organisationen und ‚Tierfreunden‘, die ihre Daseinsberechtigung allein aus der Vermittlung von Auslandstieren schöpfen. Ja, diese Aufgeregtheit wird es geben.
Um solche regionalen Projekte zu initiieren braucht es keine Pamphlete, keine Petitionen, keine Aufrufe, es braucht aber geduldige und überzeugende Menschen vor Ort, Einheimische, die, mit der Unterstützung von Organisationen, die in den Regionen tätig sind, alle Beteiligten in deren Sprache zusammen bringen.
Dieser Artikel soll eine Anregung sein für Menschen, die in solchen Regionen verwurzelt oder dort aktiv im Tierschutz (dem ohne Anführungszeichen) tätig sind. Eine Anregung, dass effektiver Tierschutz unspektakulär ist, leise, behutsam und – vor allen Dingen – gemeinsam und damit nachhaltig.
Alle anderen ‚Tierschützer‘ kann ich beruhigen: ehe es soweit ist, dass der Nachschub ausbleibt, dass Tierheime und Auffangstationen geschlossen werden, dass es Tieren endlich tierisch gut geht, dass auch die Pfotenkrieger Zeit haben werden für eigene Pfoten, für Freunde, Partner und Familie oder gar für Hobbys, wird noch eine Menge Blut geschundener Kreaturen in den Gullies der Erholungsgebiete unserer Wohlstandsmitbürger versickern, wird noch viel Geschäft gemacht werden und Leid passieren mit denen, für die der WEEAC erdacht wurde und durchgeführt wird.
Nein, wir Pfotenkrieger können nicht nur laut und destruktiv, wir veröffentlichen gerne und viel lieber positive Beispiele, vorbildliche Konzepte und Ansätze, die realistische Wege aus dem Dilemma aufzeigen.Schreibt uns für euch mehr davon…
© Michael Marx – 07/2011
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