Liebe Freunde des Kruzifixes in unschuldigen Klassenräumen, können Tierschützer, Vegetarier, Veganer, Frutarier, Ovomaltiner und andere Schützer des Lebens als solchem Mitglieder einer Amtskirche sein? Wirrglauben statt wir glauben?
Einfacher gefragt: sollten wir unseren geliebten Nachwuchs wissentlich Kinderschändern anvertrauen? Wie, zu polemisch gefragt? Was tun denn unsere Kirchen für den Schutz der Lebewesen, die nicht Mensch sind? Davon abgesehen, dass auch der Mensch für die Kirchen offenbar nur ein Potential zur eigenen Vermehrung und so der Vermehrung der Gläubiger – Entschuldigung – der Gläubigen darstellt. Oder wie ist es anders zu verstehen, wenn der Chef von Gottes Bodenpersonal sich nach wie vor gegen jede Art der Empfängnisverhütung stemmt wie der Teufel gegen das Gurgeln mit Weihwasser? Warum nur lassen sich als mündig denunzierte Gutmenschen dazu benutzen, Mumien zu folgen, die ihr nie gelebtes Leben schon lange hinter sich haben? Die nicht genug bekommen können von billigem Fusel aus Gemeinschaftskelchen zu einem Scheibchen ungesäuertem Rundbrot mit dem verführerischen Namen Oblate und der Konsistenz eines Stückchens Wellpappe? Muss ein christliches, ein Gott gefälliges Leben automatisch einher gehen mit freiwilliger Kumpanei zu selbstherrlichen Robenträgern mit der Hinterherdenkart zum Glück vergangener Jahrhunderte? Nein, muss nicht. Sollte nicht. Kirche hat nur für das zahlende (spendende) Fußvolk irrtümlich mit glauben zu tun.
Was höre ich da? Die Kirche tut doch so viel für und für und für. So, tut sie das. Das aber tut eine Vielzahl anderer, nichtkirchlicher Organisationen auch, oft besser, manchmal schlechter. Wer helfen kann, braucht die Institution Kirche nicht. Wem geholfen werden muss auch nicht, wenn homosexuell, anderen Glaubens – oder eben Tier. Letzteren schon garnicht.
Im Gegenteil: in vielen Ländern, in denen mit Tieren besonders schlimm umgegangen wird, haben die Kirchen sehr viel Einfluss und nutzen diesen in keiner Weise, um das Quälen und misshandeln von Tieren zu geißeln und an den Pranger zu stellen – und das, obwohl alles Leben als göttlich dargestellt wird. Dieses Verhalten gegen Gottes eigene Geschöpfe ist doch echte Blasphemie! Um wie viel könnte das Leid von zahllosen und gesichtslosen Kreaturen gemildert werden, wenn die Kirchen von der Kanzel herab mit dem gleichen Engagement gegen Tierquälerei wettern würden wie gegen Homoehen, Verhütung, Sex vor der Ehe und andere Dinge, über die sie ebenso kompetent parlieren wie ein ABC-Schütze über das Raum-Zeit-Kontinuum. Wer nichts zu sagen hat, darf auch gerne schweigen.
Wie ich, nicht wahr? Aber glaubt mir, würden die Kirchen ihren eigenen Glauben glauben und ihren eigenen Geboten folgen, hätten Tierschutzorganisationenen leichtere Arbeit, würde es viel Elend nicht geben, könnte niemand, der Sonntags in der Kirche betet Montags einen Hund schlagen, eine Katze ersäufen, ein Tier misshandeln.
Wenn es gelingt, Kirchen in den Dialog zu zwingen in Sachen Kindesmissbrauch durch ‚Geistliche‘, sollte es auch gelingen, Kirchen in den Dialog zu zwingen in Sachen ihrer Verantwortung gegenüber JEDEM Leben. Wenn nicht, sollte man ihnen Kollekten und Gesangsbücher um die Ohren hauen, bis man das Klatschen auch im Himmel hört…
Schon Erich Kästner fragte: „was hat der Mensch mit Menschlichkeit zu tun?“ Übersetzt hieße es hier: „Es ist ein Irrglauben, zu glauben, dass der Glaube etwas mit Kirche zu tun hat.“
© Michael Marx – 02/2011
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